Ball de Venezia – Das Paradoxum des Kniens

Es war ein Ball der Lust, ein Fest der fast nackten, schönen Körper.

Wir waren es, die noch mit am meisten Bekleidung trugen,
doch noch neu in meiner Rolle, der lernenden Novizin zur Sklavin,
und zum ersten male auf solch einer Party,
hielt ich es für angemessen und fühlte mich wohl.
Du erschienst selbstverständlich im Maßanzug, ich im edlen kurzen Kleide,
mit Halterlosen, ohne Höschen und venezianischer Maske.

Ich war es, die dich, meinen Herren darum bat,
am Halsband mit der Leine geführt zu werden,
und du erfülltest mir diesen Wunsch mit Genuss.

Es war mehr als eine Rolle für mich,
es war irgendetwas aus meinem tiefsten Inneren, was ich entdeckt hatte
und dem ich es nun erlaubt hatte mit Genuss zu leben.

Eine kleine Diva war immer schon in mir,
doch sie durfte bisher nur selten leben.

Nun war sie mit Eleganz aus ihrem Käfig heraus getreten
und ging durch diese faszinierende Welt spazieren.

Die Leine war kein Gefühl der Erniedrigung für mich,
nein, es war mein Wunsch aus einer tiefen inneren Lust heraus.
Ich liebte es, in Grazie, an dieser,
hinter dir in Anmut meines Weges zu schreiten..

Doch es war mir nicht genug, etwas in meiner Tiefe war voller Gier,
noch tiefer aus dem Käfig zu treten.

Ich provozierte dich, meinen Herrn.
Gefühlte Minuten schauten wir uns tief in die Augen.
„Ich bestimme das Tempo!“ sagtest du in aller Härte,
doch du nahmst meine Gier wahr.

Irgendwann schritten wir zur Tanzfläche
und gaben uns den Klängen der Musik hin.

Doch plötzlich verwandelte sich dein Gesicht zu Stein.
Schautest tief in meine Augen, in meine Seele
und sagtest nur in klarer Stimme „Knie nieder!“

Völlig überrascht schaltete sich für drei Sekunden mein Verstand ein,
doch dieser hatte es gelernt, auf mein Gefühl zu hören,
lächelte und antwortete ermahnend im Selbstgespräch
„Das war es doch, was du wolltest, nun habe auch den Mut es zu tun“.

Und so ging ich in anmutiger Bewegung, mitten auf der Tanzfläche, auf die Knie.

Ein noch unbekanntes Gefühl überschwemmte mich
in seichter zarter Meeresbriese.
Es ist schwer in Worte zu fassen, aber es war voller Stolz und Göttlichkeit.
Ein liebkosender Schauer durchflutete meinen Körper.
Ich genoss diesen Augenblick bis ins tiefste Element meiner Sinne.

Ich spürte keinen harten Fußboden, ich spürte nur mich.
Etwas Unerklärliches, was mir vorkam wie aus einer uralten Zeit,
war zum Leben erwacht und wurde von diesem in aller Ehrfurcht begrüßt.
Ich gab ihm den Garten,
ich musste nicht mehr auf alle Fragen eine Antwort finden,
ich gönnte es mir, mich meinem Gefühl hingeben zu dürfen.

Es war ein gefühlter langer Augenblick und er hätte nicht enden müssen,
doch dann reichtest du mir die Hand, um mir beim Aufstehen behilflich zu sein.
Doch die, die aufstand, hatte sich im Gefühl des Kniens verändert,
sie wurde mit einen völlig neuem,
so unglaublich wunderschönen Gefühl beschenkt.

Dein Geschenk des Kniens, war von unglaublicher Größe,
die ahntest du vielleicht gar nicht.
Noch lange Zeit später durchströmte mich dieses göttliche Gefühl.
Du nahmst das Knien als ein Geschenk an dich,
doch es war eines für uns beide, in unterschiedlichster Art.
Dein Dank war eine Belohnung, der lustvollen Weise meiner Verwöhnung,
ich gab mich ihr genussvoll hin und verlor, das Gefühl für Raum und Zeit.
Ich schwirrte in der Unendlichkeit des Seins und ließ mich gedankenlos treiben.

Es geschah in einer der letzten warmen Sommernächte dieses Jahres,
doch für mich bleibt dieser Augenblick, in seiner Unendlichkeit des Gefühls,
für immer…

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Fotoausschnitt gesehen und gemacht auf der ArtFair 2015

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