Vor einem Jahr ging ich zum erst mal mit meinem neu erwählten Namen hier her, zur letzten Passagenveranstaltungen der wundervollen Woche, dem Kochevent bei Bulthaup. Mein neuer selbst erwählter Name brachte mich damals vor die Türe und so begann ich damals eine phantastische Reise.

Letztes Jahr schneite es und alles war weiß, heute regnet es und die Erde tankt auf für den bald kommenden Frühling.

Ein Jahr später sitze ich hier wieder in meinem Lieblingssessel und schreibe. Letztes Jahr begann ich hier meine erste Geschichte, die ich vollendete, noch am gleichen Abend. Heute habe ich meinen Blog und meinen neue gefundenen Wunsch Schriftstellerin zu werden.

Ein Jahr später sitze ich hier grinsend mit einem Analplog im Po und keiner weiß es. Vor einem Jahr wusste ich noch nicht mal was das ist. Schon seit Monaten laufe ich ohne Schlüpfer durch die Gegend und frage mich, welcher Dösel Unterhosen erfunden hat, das Leben ist doch viel schöner ohne. Die Erfindung von Retrostrapsgürteln hingegen finde ich wesentlich weltbewegender und Lebensgenuss naher. Mit rotem Nagellack finde ich die Welt auch viel farbenfroher, denn die Weiblichkeit in mir soll leben.

Auf meiner Reise entdeckte ich  mich und meine körperlich erotischen Genüsse und lebe sie heute einfach… und noch dazu fand ich die Liebe, eine ganz andere Form als je erahnt, viel tiefer, als je für möglich gehalten.

Ein Jahr zuvor fand jemand meinen inneren Namen und ich durch ihn meinen inneren Kernsatz „Luna, nach Liebe suchend, nicht glaubend ihrer würdig zu sein“.

Mit diesem Satz und der Sehnsucht ihn zu heilen ging ich auf die Reise. Manchmal lief ich wirr umher, doch immer das Leben nach emotionalem Wissensdurst provozierend.

Ich öffnete Konventionen und betrachtete vieles neu, als ICH und niemand anders.

Ich lief meines Weges und hatte keine Ahnung wohin er mich führt aber ich vertraute ihm und folgte meinem Gefühl.

Vor einem Jahr saß ich hier im Sessel, mein Leben neue aufbauend, mit gebrochenem Herzen, einsam ohne wirkliche Freunde und doch versuchend aus allem das Beste zu machen… so bin ich und so bleibe ich.

Heute bin ich mit Absicht hier alleine hingegangen, es hätte nicht so sein müssen, denn die ganze Passagenwoche war ich mit tollen neuen wirklichen Freunden unterwegs, die ich auf meiner Reise fand, sehr wertvolle Menschen.

Heute fühle ich mich nicht mehr einsam und doch ab und an meine Einsamkeit für mich selbst mit Absicht genießend.

Wie heute.

Vor einem Jahr flossen Tränen bei der Entdeckung meines Kernsatzes, ich ging durch einige Tränentäler um seine Heilung zu finden. Lange hielt ich es für aussichtslos, doch dann begegnetet ich einem Menschen, der für mich da war, sich um mich kümmerte und der mich tiefer begleitete, als je jemand zuvor.

Ich fand einen Weg den ich nie geahnt hätte. Ich folgte Begegnungen und Zeichen, in all ihrer dubiosen Form, ließ ich mich intuitiv leiten. Mit all meinen Mut ließ ich mich einfach vom Leben führen und lernte, eine für mich, völlig neue Bedeutung des Niederkniens kennen. Ein bis dahin unbekanntes Gefühl von Stolz ließ mich knien, an der Leine gehen und mich einfach hingeben. Es eröffnete eine Facette in meinen Tiefen, die ich zuvor nicht kannte. Ich folgte diesem paradoxen Weg.

Ohne lange zu ahnen, welch eine Bedeutung er für mich eines Tages haben wird, begegnete ich einem Löwen und ließ mich einfach von ihm führen. Nie zuvor zog ich mich nackter aus als nackt. Ich ließ ihn in tief meine Seele schauen und er begann sie zu heilen. Ich gab ihm all meine Tränen und er empfing sie und hütete sie, wie das wertvollste Geschenk auf Erden. Er lerne alle meine Seiten kennen und lieben, alle… Er weiß genau, dass meine Stärke nur eine meiner Seiten ist und es weitaus mehr und andere gibt.

Ich fand Dinge in meiner Vergangenheit, ich erschuf mir einen sicheren Ort, ein Paradies der Träume, eine Seenlandschaft aus weichen grasigen und moosigen Hügeln. Und eines Tages, mit seiner Hilfe, kam wie von selber mein inneres einsames verletztes Kind dort hin. Eines Tages fasste es Vertrauen zu mir und begab sich einfach in meine Umarmung. Das war der Augenblick in dem mein Inneres zum ersten Mal seinen Weg sah und spürte und ihn zu gehen begann.

Und trotzdem war ich und auch wir, lange blind oder durch die Verletztheit unserer Seelen verschlossen und nicht des Sehens fähig. Doch der Tag kam, als wir beide erwachten und plötzlich von einem Augenblick zum anderen, war alles anders, jeder Blick, jede Berührung, jeder Kuss… Einfach völlig anders, wir erblühten.

Doch ich glaube wir waren einander begegnet um uns gegenseitig zu heilen… und so gegen wir unseren Weg gemeinsam weiter…

Vor einem Jahr träumte ich von einem Menschen ohne mich selber zu verlieren. Heute sitze ich in diesem Sessel, lächle, bin bei mir und liebe ihn zugleich.

Wie fühlte ich mich vor einem Jahr und wie fühle ich mich heute…. Was für ein riesiger Unterschied. Damals fühlte ich mich in mir gefesselt… Dann lernte ich die Kraft des gefesselt Werdendes kennen, die mir die Freiheit und Geborgenheit schenkte…

Letztes Jahr brauchte ich unglaublichen Mut, um zu diesem schönen Event und meinem Sonntagspassagensessel alleine hin zu gehen, heute war es für mich selbstverständlich und ich machte mir keine Gedanken darüber, dort alleine zu sein und kam einfach mit netten Leuten ins Gespräch.

Ich liebe die Paradoxen der Tiefe… Auch wenn ich sie mir noch nicht völlig erklären kann… Aber vielleicht nächstes Jahr in diesem Sessel…

Was für ein wundervolles Jahr, welch eine aufregende Reise zu mir selber…