Wie schon des Öfteren fesseltest du mich in meine „Hängematte“ wie du es nanntest. Die Oberkörperfesselung mit den Armen nach vorne und um die Beine mein „Meerjungfrauenseilkostüm“, wie ich es nannte.

Zwischenzeitlich hatte ich gelernt, kurz in den kleinen Schmerz hinein zu wandern, mich darin fallen zu lassen und zu entspannen, so dass er von Dannen schlich.

Wie immer als ich oben war, begannst du damit mich schaukeln zu lassen, mehr und mehr und mehr… Ich liebte das, wurde zum kleinen Kind und begann verspielt zu jauchzen und zu kichern.

Doch heute war irgendetwas anders, ich wanderte tiefer und tiefer…

Plötzlich war ich als Kind im Garten meiner Lieblingsgroßmutter in Longerich. Ich schaukelte was das Zeug hielt in den Himmel hinein voller Freude. Ich sah den Garten, viele kleine Details, das Gemüsebeet, den Quittenbaum, die große Rosenfläche, die Beerensträucher… ich wanderte durch den Garten und sah alles, wie es damals von einigen Jahrzehnten war. Irgendwann ging ich durchs Haus, immer wieder war ich plötzlich woanders, ich betrachtete jedes Zimmer, teils sah ich die Möbel, das Marienbild aus Porzellan, was im Flur hing und heute neben meinem Bett als stetige Erinnerung an eine so liebenswerte gutherzige Frau mit norddeutschem Akzent, mit der mich bis heute viel verbindet. Ich sah wie sie mir damals in der Küche immer eine Möhre gab und ich sie in Zucker tauchen durfte, was unheimlich gut schmeckte. Ich sah den Hund, erst den Dackel, später den etwas größeren Schwarzen mit dem ich oft spielte. Ich sah die dicke oft schläfrige Katze, den Kanarienvogel und wanderte immer wieder durch alle Räume, den Keller, den Garten, alles hatte ich vor Augen, als wäre ich dort, damals als kleines Kind.

Ich war so unendlich weit weg, so tief…

Irgendwann flossen Tränen, keine traurigen, nein unendlich tief berührte, glückliche, sie flossen einfach aus mir heraus und flossen und flossen…

Irgendwann nahmst du mich langsam herunter, kein Stehen war möglich, so legtest du mich langsam zu Boden. Noch lange wanderte ich durch das Haus, sah die Menschen die zu ihm gehörten und Tränen flossen einfach weiter…

Ich brauchte lange um zurück zu kommen, es war, als hätte mir meine Großmutter noch einmal kurz unsere damalige Zeit zeigen wollen. Sie ist immer noch da, mein Leben lang ist sie bei mir, uns verbindet irgendetwas Unglaubliches. Sie ist da, sieht mein Leben und nutze einen Augenblick meines neuen Lebens in dem mein Seelenfenster geöffnet war, ging hinein und zeigte mir die Bilder aus alten Zeiten und glücklichen Momenten.

Ich danke dem Rigger zutiefst für das heutige wundervolle Schaukeln.

Ich danke dem Leben für alles so wertvolle was es mich in den letzten drei Jahren gelehrt hat, auf dem Weg das Seil zu finden, welches ich heute endlich lebe, auf beiden Seiten… ich empfange Glück und schenke Glück, was gibt es schöneres auf Erden?